Schwere-los

Schwer. Wie ein dicker Stein, der mich am Boden hält. Unbeweglich. Ich rühre mich nicht. Melancholie. Irgendein Genuss liegt darin. Nur hier. Stumm und kurz gedacht. Nichts führt irgendwo hin. Irgendwas staut sich. Wie eine dicke, braune Blase, die nicht platzt. Es ist mühsam. Dreht sich um sich selbst. Schaut heraus und verschwindet wieder im Inneren. Es ist anstrengend und macht wütend. Die Blase will platzen und kann irgendwie nicht. Es drückt und ballt. Und am schlimmsten ist, dass kein Ende in Sicht ist.

 

Jetzt brennt es und weint zugleich. Aber nicht wirklich. Es ist stumpf. Es hat vor so zu bleiben. So monoton. Das Wort ist schön. Etwas murmelt dazu. Summt diesen einen Ton. Da will etwas reden: „Was soll das! Noch gestern war alles anders. Ich funktioniere nicht. Scheiße! Warum eigentlich nicht? Es könnte so einfach sein. Aber nein, immer wähle ich den schwersten Weg, immer stelle ich mich quer. Ja und dann sitze ich da und es geht auch nichts. Na, toll! Was soll das? Warum kann ich das nicht so machen wie die anderen, bei denen geht es doch auch. Was stimmt mit mir nicht?“

 

Klingt kritisch. Die Stimme ist bekannt. Sie ist nicht immer ganz leicht auszuhalten. Etwas ist traurig dahinter. Ich kann mir das Leben nicht ausdenken. Etwas Zartes schluchzt. Als wäre es an den Konzepten zerbrochen. Es hat sich verkrochen, aber es ist nicht unfühlbar. Es klopft in meiner Brust. Es erscheint mir wie Widerstand, aber es steht zu mir. Nur passt es nicht in das Gesellschaftskonzept. Da fühlt sich etwas überfordert. Zwei Empfindungen zu gleich, machen eine träge Suppe. Machen müde. Rauben mir die Kraft.

 

Hey, hey, hey! Ein schwerer Atem. Die Kritik ist so heftig. Sie ist irgendwie überall. Etwas fühlt sich schuldig und ganz klein darunter. Meine Glieder sind ganz lahm. Von allen Richtungen trifft es und schließt in der Mitte etwas ein. Meine Ohren tun mir weh. Etwas windet sich, um das nicht mehr zu hören. Ich halte mir die Ohren zu. Das schafft etwas Erleichterung. „Du bist nicht richtig!“ Der Satz raubt mir alle Kraft. Nichts mehr bewegt sich und mein Blick wird starr. Etwas hört auf zu existieren. Nicht mehr da. Dreht sich nach rechts weg. Eigentlich will etwas die Fäuste ballen, aber die Kraft reicht nicht aus.

 

„Ich halte mich zurück. Ich falle nicht auf. Ich bin unsichtbar. Ich mache es so wie es soll. Ich darf nichts falsch machen. Ich bin schon nicht richtig. Ich tue nur so. Ich bin gar nicht da. Ich bin leise und schnell. Ich bewege mich nicht groß. Ich bin in Gefahr.“ Eine leise Stimme ist verängstigt. Duckt sich und verschwindet so gut sie kann. Überlebensstrategie. Meine Arme umfassen mich. Ich bin da! Meine Unterarme und Beine sind so schwer. Nichts mehr anpacken, nicht mehr gehen. Oh, und mein Kiefer dröhnt irgendwie. Mein Kopf wird auch so schwer. Nichts hält mehr.

 

Ich taumele. schwimme. Verliere die Richtung. Wie schwerelos. Mein Gehör löst sich vom Gleichgewicht. Meine Augenlider werden schwer. Wie Magnesiummangel. Alles prickelt in den Gefäßen als platzten kleine Blasen. Regungslos dabei. Wie erschlagen. Der Atem taucht auf. Etwas drückt von oben auf den Kopf. Hält mich klein. Etwas möchte alles abschütteln. Doch etwas macht sich lang. Alle Glieder strecken sich von meinem Körper. Etwas drückt mich ins Räkeln hinein. Es zieht sich zusammen und spreizt sich auf. Meine Winkel fallen mir auf. Wie zäh das in mir ist!

 

Immer noch die Unterarme – ich knete sie. Da liegen die Hände offen und Energie fließt herein. Etwas Warmes und Geschmeidiges. Irgendwas von Liebe. Irgendwas wird leichter. Irgendwie taucht wieder Wohlwollen in mir auf. Es geschieht. Langsam. Meine Gedanken sind voreilig, aber ich folge dem Körper. Ein Lächeln taucht vom Brustraum her auf. Sonnenwärme liegt darin. So gelb und orange und etwas rosa. Es steigt, nimmt zu, erreicht meinen Atem. Ich verweile damit. Koste diese Stärke die in meiner Brust deutlicher wird. Dunkel rot und konstant. Wie eine breite Ruhe. Etwas ist sich klar. Lacht. Wird grün. Erdig und Fruchtbar.

 

Da bin ich! Meine Faust klopft auf meine Brust. Etwas fließt ab. Es wird weicher, geschmeidiger, flüssiger. Mein Kiefer lässt Spannungen los. Ich sehe und höre wieder. Mein Blick wird weiter. Ich bin schon müde, aber gut müde. Etwas ist glücklich. Ja, da ist dieses Gefühl wieder. Es ist nicht gemacht, es ist entstanden. Ich weiß, ich bin da durch gegangen. Das ist Prozess, ein Weg, eine wirkliche Veränderung und nicht nur positive Programmierung. Etwas ist dankbar, oh, ja, sehr! Ein breites Grinsen taucht auf. Ich kann wieder atmen und habe wieder Hunger.  

 

Janika

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