Ich bleibe einfach

Guten Tag, ich bin interessiert an dir. Ich bleibe einfach mal hier so bei dir stehen. Es muss nichts passieren. Nein, bitte sage nichts, wenn du nicht willst. Wir können schweigen, das ist in Ordnung für mich. Du lächelst, das freut mich. Aber bitte fühle dich frei.

 

Oh, meine Anwesenheit verändert schon etwas in dir. Gut, ich verstehe, es setzt dich unter Druck. Ja, du hast viel erlebt und immer wurde etwas von dir erwartet. Ich verstehe das gut, ich kenne das. Aber was sage ich, dieses Gefühl kann ich dir nicht nehmen. Aber wenn du willst zeige ich dir etwas Neues. Ich bin einfach da.

 

Du hast dich hingesetzt, du willst bleiben. Ist es okay, wenn ich hier stehen bleibe? Ja, gut, dann bleibe ich. Schweigen. Schweigen. Schweigen. Wie ist dir? Es ist neu für dich, aber du magst es. Du bist etwas belustigt. Etwas in dir findet mich seltsam. Das ist in Ordnung und schön, dass du mir das sagst. Danke, für deine Ehrlichkeit.

 

Jetzt willst du etwas machen, irgendwie wird dir das zu langweilig. Du willst etwas reden. Wer ich bin, fragst du. Oh, ich kann dir jetzt viel erzählen, aber was sagen schon Worte. Du schaust mich genau an. Ich glaube, wir haben uns gesehen, für einen Moment. Du sitzt wieder still da und schaust in die Landschaft. Ich setze mich neben dich. Wir spüren uns und schauen fort.

 

Es tut so gut, einfach mit dir zu sitzen. Wir reden im Stillen aber ohne Worte. Ja, da findet ein Austausch statt. Wir erleben uns. Du bist schön und angenehm. Ich genieße dich. Ach, das Leben ist schön! Wie lustig, unser Wohlbefinden weitet sich auf meine Stimmung aus. Mein Blick wird zuversichtlicher. Dir geht es genauso, ich weiß. Erleben ist auch ohne Worte da.

 

Du lehnst dich mehr zurück, nimmst die Arme hoch und streckst dich genüsslich. Unser zufriedenes Lächeln trifft sich. Wir lachen etwas und auch etwas verlegen. Ja, ich bleibe trotzdem. Na ja, was heißt hier trotzdem. Ich muss nichts trotzen, ich bleibe einfach.

 

In dir ist etwas dankbar. In mir auch. Wir wissen jetzt voneinander, wissen um unser Leben. Ja, wir haben viel erlebt, schönes und trauriges, wir wurden verletzt und erfuhren Heilung – ja, wir sind Menschen. Und das sage ich, ohne etwas mindern zu wollen. Mit all dem was wir erlebt haben sind wir jetzt hier beieinander. Irgendwie ist mir bei dem Gedanke zum Feiern zumute. Lustig, obwohl das doch ganz natürlich ist.

 

Ich sehe in dir regt sich etwas, magst du etwas sagen? Du bist verlegen, nein, schäme dich nicht. Du nimmst meine Hand. Oh, das macht etwas mit mir. Dich so nah zu spüren mit meiner Haut, mit meinem Griff. Oh, wie fest darf ich dich halten? Wie fest will ich dich halten? Du merkst wie es mich verunsichert. Es treibt Gedanken auf.

 

Atmen, ja, ich atme noch und du auch, oh, wir atmen im selben Rhythmus. Unsere Körper haben sich miteinander verbunden. Das fühlt sich so selbstverständlich an. Ich staune selbst über die Natur in uns Menschen und lache etwas über mich. Ach, es tut so gut, zu wissen, das alles ohne mein Zutun geschieht. Es entspannt mich zu wissen, dass nicht ich alles machen muss. Ich darf mich tatsächlich überraschen lassen.

 

Nochmals kommt da Dankbarkeit in mir auf. Ich drücke deine Hand, halte sie kräftig, weil ich das spüre und du magst es. Wir drücken uns die Hand und dann reicht es nicht mehr. Dann umarmen wir uns. Wir halten uns fest, drücken Brust auf Brust und spüren unsere Kraft. Wir vertrauen uns dabei. Ja, wir würden sofort loslassen, wenn etwas nicht stimmt. Aber noch wollen wir das Kräftige dieser Umarmung.

 

Noch einen Moment enge und noch ein bisschen, dann lassen wir uns wieder los. Unsere Augen leuchten. Das tat gut. Wir lehnen uns zufrieden zurück und schauen wieder in die Landschaft. Die Geräusche der Welt dringen wieder zu uns. Die Vögel singen zur Abendstunde. Die Luft ist frisch geworden.

 

Da arbeitet etwas in dir, du bist unruhig geworden. Du willst gehen und weißt nicht dich zu verabschieden. Eigentlich ist alles gesagt, auch ohne Worte, aber wir wissen wie man sich halt verabschiedet. Ja, auch die Verhaltensweisen unserer Gesellschaft sind wieder durchgekommen.

 

Ist gut, sage ich, während du aufstehst. Wir schauen uns an. Es gibt nichts zu sagen, alles wäre zu viel oder zu wenig, eben einfach nicht treffend. Ja, das weißt du und dann drehst du dich um und gehst. Du schaust nicht zurück und das gefällt mir. Du bist konsequent.

 

Ich lasse dich gehen aus meinem Erleben, spüre wie du dich entfernst, wie ich mit mir bleibe nach dir. Es ist gut, es ist nicht besonders, es ist einfach das. So ist Leben, es geht weiter ohne Bewertung. Also stehe auch ich auf und verlasse diesen Ort. Die Situation verändert sich. Ein Wohlempfinden bleibt noch in mir.  

 

Janika

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